Der ökologische Fußabdruck

Die Menschheit verbraucht mittlerweile jährlich Ressourcen von knapp 1½ Erden, was bedeutet, dass die Erde über 1½ Jahre braucht, um den Ressourcenverbrauch eines Jahres zu decken. Im Jahr 2030 soll dieser Verbrauch auf zwei Erden angestiegen sein und 2050 bräuchte man schon knapp 2 ¼ Erden. Die Menschheit hat also das Limit des verkraftbaren Ressourcenverbrauchs längst überschritten und nutzt mehr als die Erde in demselben Zeitraum produzieren und absorbieren kann. [4]

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Abbildung 1: Szenario Ökologischer Fußabdruck (Quelle: http://www.footprintnetwork.org)

Unser Planet Erde versorgt verschiedenste Lebewesen mit allem, was sie zum Überleben benötigen. Darum ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, damit dies auch weiterhin gegeben ist. Der ökologische Fußabdruck befasst sich mit der Frage, wie viel natürliche Ressourcen wir nutzen und wie viel uns tatsächlich zur Verfügung steht. Es ist ein datengestütztes Messinstrument, gemessen in global Hektar (gha), das aufzeigt, wie viel biologisch produktive Land- und Wasserflächen ein Individuum, eine Bevölkerung oder eine Aktivität benötigt, um alle konsumierten Ressourcen zu produzieren und die anfallenden Abfälle zu absorbieren. Die Messgröße globaler Hektar beschreibt die durchschnittliche Produktivität von biologisch produktiven Land- und Wasserflächen pro Hektar in einem Jahr. Hinsichtlich des globalen Handels, kann der ökologische Fußabdruck eines Landes aus Landflächen an verschiedenen Orten des Planeten zusammengesetzt sein. [4]

Das ursprüngliche Konzept des ökologischen Fußabdrucks findet seinen Ursprung an der University of British Columbia (Vancouver, Kanada). Dort wurde es von dem Schweizer Mathis Wackernagel und dem dort lehrenden William Rees entwickelt.

Die Biokapazität (auch in gha) ist eine weitere Messgröße, welche die Fähigkeit von Ökosystemen aufzeigt, biologisch nutzbringendes Material zu produzieren und von Menschen produzierten Abfall zu absorbieren. Die weltweite biologische Kapazität kann sich von Jahr zu Jahr leicht ändern, demzufolge verschieben sich auch die Werte für einen globalen Hektar.

Diese beiden Indikatoren, der ökologische Fußabdruck und die Biokapazität, sollen helfen, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen, indem sie uns das Verhältnis von Bestand und Verbrauch natürlicher Ressourcen durch den Menschen aufzeigen, um somit ein Leben innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten zu führen. Stellt man Bestand und Verbrauch gegenüber, ermöglicht dies, das ökologischen Defizit oder die ökologische Reserve zu berechnen. Dies ist in den Grafiken weiter unten bildlich dargestellt. [4]

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Abbildung 2: Flächenkategorien des Ökologischen Fußabdrucks (Quelle: http://www.grueneliga-berlin.de)

  • Gewässerfläche: Fischerei, Rohstoffgewinnung etc. [1, S. 5 ff]

Die Methodik der Berechnung des Ökologischen Fußabdruckes (ÖF) ergibt sich aus der Leitfrage, wieviel biologische Kapazität des Planeten von einer bestimmten menschlichen Aktivität o.a. Bevölkerungsgruppe beansprucht wird. Allgemein formuliert, werden jene Land- und Wasserflächen addiert (sehr abstrahiert; für die Berechnung des ÖF sind komplexe Berechnungen mit ca. 3.000 Datensätzen in 5.000 Rechenoperationen notwendig), welche gebraucht werden, um einen bestimmten Bedarf (eines Menschen, einer Bevölkerungsgruppe, einer Nation, eines Kontinents, der Erde) zu befriedigen und den dadurch erzeugten Abfall aufzunehmen. [1, S. 4 ff.]

Definition Ökologischer Fußabdruck: „Der Ökologische Fußabdruck ist ein Nachhaltigkeitsindikator, der die anthropogene Nachfrage nach natürlichen Ressourcen dem Angebot der Ökosysteme gegenüberstellt. Hierbei wird „starke Nachhaltigkeit“ aufgezeigt, d.h., dass die Berechnungen auf der Annahme beruhen, dass Naturkapital nur eingeschränkt durch menschengemachtes Kapital substituiert werden kann, was „schwache Nachhaltigkeit“ erlauben würde.“ [2]

Im Rahmen der Flächenfeststellung und –berechnung, unterscheidet man folgende Flächenkategorien:

  • Waldfläche: Bauholz, Papier etc.
  • Ackerland: Nahrungs- & Futtermittel, Textilfaser, Energie- & Schmierstoffe
  • Weideland: Fleisch, tierische Produkte
  • Siedlungsfläche: Häuser, Verkehr, Industrie etc.
  • Energiefläche: “Ausgleichsfläche” für CO2-Emission.also z.B. Wälder, Moore etc., die CO2 binden und eine Klimaerwärmung verhindern können (stehen de facto oft nicht ausreichend zur Verfügung). Diese gibt an, wie viel Fläche von CO2 bindendem Material benötigt wird, um den CO2-Ausstoß der Energieträger wieder aufzunehmen und das Gleichgewicht beizubehalten.
  • Gewässerfläche: Fischerei, Rohstoffgewinnung etc. [1, S. 5 ff]

Die Methodik unterliegt dabei jedoch einigen Einschränkungen:

Einschränkungen 1: Energiefläche/ CO2-Bindung

  • das Vorhandensein von CO2-bindendem Wald wird unterstellt/angenommen; schlägt sich im hohen Fußabdruck der meisten Industrieländer nieder
  • ein gewisser Anteil CO2 wird wieder abgezogen, da der Ozean ebenfalls eine natürliche CO2-Lagerstätte darstellt
  • Allerdings: die daraus resultierende Versauerung der Weltmeere wird nicht berücksichtigt

Einschränkung 2: Nicht-Berücksichtigung von (tatsächlichen) Abfällen

  • Biologisch abbaubare Abfälle, gelten als „neutral“ und werden nicht inkludiert
  • Deponierbare „normale“ Abfälle, die eigentlich mit dem Flächenraum eingehen müssten, fehlen ebenfalls
  • Materialien, die nicht durch biologische Prozesse hergestellt oder nicht durch biologische Systeme absorbiert werden, haben keinen definierten ökologischen Fußabdruck
  • eigentliche/ tatsächliche Abfälle werden also nicht erfasst!

Einschränkung 3: Regenerierung von fossilen Energieträgern wird nicht mit eingerechnet

Einschränkung 4: Frischwasserverbrauch und Verluste an Biodiversität bleiben unberücksichtigt. [3, S. 47 ff.]

Da die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen den tatsächlichen Bestand übersteigt, befindet sich die Menschheit seit über 20 Jahren – und zum ersten Mal in der Geschichte – in einem weltweiten ökologischen Overshoot (dt.: Raubbau). Die regenerativen Möglichkeiten des Planeten werden somit überstrapaziert und das Ergebnis ist ein globales ökologisches Defizit. Ein Overshoot ist für eine gewisse Zeit möglich, führt jedoch dazu, dass die Menschheit die natürlichen Ressourcen der Erden mehr und mehr ausbeutet und die ökologischen Prozesse aus dem Gleichgewicht bringt. [4]

Der Overshoot, welcher sich in Überfischung, Abholzung von Wäldern, Verknappung des Süßwassers, Zunahme von CO2 in der Atmosphäre und die Anhäufung von Abfällen und Verunreinigungen äußert, hat weiterführende Auswirkungen, die vor allem ärmere Länder betreffen. Gründe hierfür sind, dass Menschen in Armut wenig bis keine finanziellen Mittel besitzen, sich zu versorgen. Dies wiederum führt zu Ressourcenkonflikten, Kriegen, Massenflucht, Hungersnöten oder auch Krankheiten, Epidemien etc.

Um den Overshoot der Menschheit zu verdeutlichen, wurde der Overshoot Day ins Leben gerufen. Der Overshoot Day ist der Tag in einem Jahr, an dem alle Ressourcen der Erde für das betreffende Jahr aufgebraucht sind. Da auf der einen Seite eine wachsende Bevölkerung und der stetig steigende durchschnittliche Fußabdruck pro Person, auf der anderen Seite hingegen jedoch sinkende Erträge und Biokapazität stehen, entsteht eine immer stärker aufklaffende Schere der Nachhaltigkeit. Demzufolge findet der Overshoot Day von Jahr zu Jahr früher statt:

  • 1987:19. Dezember
  • 1995: 21.November
  • 2005: 20. Oktober
  • 2013: 20. August [2]

Die Organisation Global Footprint Network, 2003 von Wackernagel und Rees gegründet, befasst sich mit Themen rund um Nachhaltigkeit und macht sich zum Ziel den ökologischen Overshoot zu beenden.

Ziel ist es, eine nachhaltige Welt zu schaffen, in der allen Menschen innerhalb der ökologischen Grenzen der Erde die Möglichkeit eines erfüllten Lebens offen steht und in der die einzelnen Volkswirtschaften wieder in Einklang mit den ökologischen Möglichkeiten der Erde sind. Um ihre Idee zu verbreiten und eine Veränderung im Denken und Handeln der Menschen anzuregen, arbeitet Global Footprint Network mit anderen Organisationen und vor allem auch Nichtregierungsorganisationen, einzelnen Städten oder auch Ländern, sowie Industrieunternehmen und Wissenschaftlern zusammen.

Daten, welche 2007 erhoben und 2010 veröffentlicht wurden, ergaben Folgendes:

Der globale Ökologische Fußabdruck betrug in diesem Jahr 2,7 gha, wobei die weltweite Biokapazität bei 1,8 gha lag. Dies ergibt ein globales ökologisches Defizit von 0,9 gha, was bedeutet, dass die Menschheit Ressourcen von knapp einem global Hektar zu viel verbraucht hatte, als sie ihr eigentlich zu Verfügung standen. [4]

Durch die nachfolgenden Grafiken (von Wikipedia erstellt, Daten aus 2007 von Global Footprint Network) ist ein Überblick über den weltweiten ökologischen Fußabdruck, die Biokapazität und das daraus resultierende ökologische Defizit oder im besten Fall die ökologische Reserve zu gewinnen.

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Abbildung 3: Weltkarte Ökologischer Fußabdruck (www.wikipedia.de)

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Abbildung 4: Weltkarte Biokapazität (www.wikipedia.de)

Das Ökologische Defizit (kleiner als 0)/ Die Ökologische Reserve (größer als 0)

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Abbildung 5: Weltkarte Ökologisches Defizit/ Reserve (www.wikipedia.de)

Quellen:

[1] Schnauss, Matthias (2009): Der ökologische Fußabdruck – Ein Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. Berlin: Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

[2] Ekins, P. 2003. Identifying critical natural capital. Ecological Economics 44, 159-163.

[3] Giljum et al. (2007): Wissenschaftliche Untersuchung und Bewertung des Indikators „Ökologischer Fußabdruck“. Wien: Sustainable Europe Research Institute.

[4] Global Footprint Network (2014): Webpräsenz des Think Tanks Global Footprint Network. Ausführliche Informationen rund um den Ökologischen Fußabdruck. Online im Internet unter http://www.footprintnetwork.org (04.07.2014)

Bilder:

Global Footprint Network (2014): Webpräsenz des Think Tanks Global Footprint Network. Ausführliche Informationen rund um den Ökologischen Fußabdruck. Online im Internet unter http://www.footprintnetwork.org (04.07.2014)

Wikipedia, freie Enzyklopädie. Artikel zu Ökologischer Fußabdruck. Online im Internet unter http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologischer_Fu%C3%9Fabdruck (27.07.2014)

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